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Veranstaltung | VVN/BdA

Kurzbericht:

Vergangenen Sonntag gab es von der VVN/BdA“ in Zusammenarbeit mit „Demokratie Leben“ eine Veranstaltung, um den Lebens- und Leidensweg der Familie Harter zu erzählen.
Im Vorfeld hat man sich in der Talstraße in Westerholt getroffen, dem Ort, wo Familie Harter einst lebte. Dort fand Detlev Beyer-Peters (VVN/BdA) nachdenkliche Worte und es wurden neben einer Schweigeminute, Blumen an der Gedenkplatte niedergelegt.
Danach ging es zur Freizeit- und Begegnungsstätte Westerholt. Peter Sturm aus Dortmund begleitete musikalisch die Präsentation. Sabine Weißenberg (Kulturbüro) versprach, sich umgehend um den fehlenden Textteil im Bezug zu Familie Harter auf der Homepage der Stadt Herten zu ergänzen. Wir bedanken uns für die prompte Umsetzung. Prima.

Hier der neu angefügte Text der Online-Spurensuche:

Ernst Harter wurde am 17. Juli 1909 in Altenessen geboren. Sein Vater wurde 1915 im Ersten Weltkrieg als Soldat eingezogen. Die Mutter musste unter den furchtbaren Kriegsbedingungen mit den Kindern alleine fertig werden. Dies prägte auch die politische Einstellung der Harter-Brüder. Ernst wurde Mitglied der KPD und des Rotfrontkämpferbundes und organisierte in Gelsenkirchen-Buer Bildungsveranstaltungen für Jugendliche.

1942, mit 24 Jahren, emigrierte Ernst nach Holland und Belgien und arbeitete illegal für die KPD weiter. Kurz vor dem Einmarsch der Deutschen Wehrmacht in Belgien wurde Ernst Harter aufgrund seines politischen Engagements verhaftet und zu einem Jahr Gefängnis verurteilt.

1942 wurde er in das KZ Sachsenhausen überführt, am 22.10.1944 brachte man ihn in das KZ Mauthausen. Ernst Harter überlebte das Massenvernichtungslager und zog in die DDR.

Franz Harter wurde am 12.09.1905 geboren, von Beruf war er Klempner. Franz Harter war in den verschiedenen europäischen Ländern in der kommunistischen Bewegung tätig. Im April 1933 fand eine „große Polizeiaktion“ im Präsidialbezirk Recklinghausen statt, bei der 80 kommunistische Funktionäre in Gelsenkirchen und Westerholt festgenommen wurden, unter ihnen auch Franz Harter. An einen offenen Lastwagen gekettet, wurde Franz Harter durch die Straßen von Westerholt geschleift und durch Herten gefahren. Er wurde gefoltert und im Mai 1933 zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Kurz vor Beendigung seiner Haftstrafe wird er völlig überraschend (obwohl schwer lungenkrank) in das Konzentrationslager–Sachsenhausen transportiert. Am 31.3.1940 schrieb er seinen letzten Brief an seine Schwester. Franz Harter wurde erschossen. Den Eltern wurde mitgeteilt, dass er an einer Krankheit verstorben sei. Seine Tochter Inge, die kurz nach seiner Verhaftung geboren wurde, hat Franz Harter nie gesehen.

Hilde Harter war Jüdin und emigrierte nach Holland, wo sie in jüdischen Haushalten arbeitete. 1942 trat sie der KPD bei und wurde später verhaftet. Im August 1944 wurde sie für ein knappes Vierteljahr in Malin (Belgien), einem Sammellager für Auschwitz, gefangen gehalten. Sie hatte das Glück, der Deportation zu entgehen. Hildes Eltern und über zwanzig ihrer Verwandten starben im Ghetto und in Konzentrationslagern. Nach 1945 war Hilde als Funktionärin des Demokratischen Frauenbundes Deutschland im Ruhrgebiet tätig. Im Rahmen dieser politischen Tätigkeit lernte sie Ernst Harter kennen.

Link | Quelle: Herten | Spurensuche Fotos: Dennis Hölker

Sonntag:26.01.2020

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschisten e.V. (VVN/BdA)

Kreis Recklinghausen

Detlev Beyer-Peters, Dennis Hölker, Barbara Keimer, Gerd Lange

75 Jahre Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz in Polen

Liebe Mitstreiter*innen und Interessierte,

liebes Bündnis „Herten ist bunt“,

wir möchten gern über folgendes informieren. Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die letzten Überlebenden des größten deutschen Vernichtungslagers für Juden, Sinti und Roma und andere, von den deutschen Nazis für minderwertig erklärte Menschengruppen und befreite damit Europa und die Welt vom deutschen Faschismus und Krieg.

Seit 1996 ist dieser Tag in Deutschland der Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Er ist Erinnerung, aber auch, sich allen Anzeichen von Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung und Ausgrenzung von Menschen-gruppen in unserem Land aktiv in Worten und Taten entgegen zu stellen.

In Herten gehört dieses Gedenken am 27. Januar zur Erinnerungskultur.

In diesem Jahr möchten wir an die Familie Harter aus Westerholt/Bertlich erinnern, die zuletzt in der Talstr. 12 wohnte. Diese Familie wurde aus politischen Gründen verfolgt, Franz starb im KZ Sachsenhausen, Ernst floh in die Niederlande, war dort im Widerstand aktiv, überlebte die Verfolgung.

Am Sonntag, 26. Januar, um 16.00 Uhr wird vor dem Haus der Familie in der Talstr. 12 ein kurzes Gedenken stattfinden.

Anschließend, um 17.00 Uhr, wird Detlev Beyer-Peters (VVN) in der Familien-bildungsstätte (FBW), Kuhstr. 49, über das Schicksal der Familie berichten, musikalisch begleitet von Peter Sturm, Dortmund.

Wir laden Sie und alle Interessierten herzlich dazu ein und würden uns sehr freuen, Sie am 26. Januar begrüßen zu dürfen.

Detlev Beyer-Peters, Dennis Hölker, Barbara Keimer, Gerd Lange

Die Veranstaltung wird unterstützt von „Demokratie leben!“ einem Projekt des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Gedenkplatte am Haus der Familie Harter; Talstraße 12 in Westerholter/Bertlich
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